Essen nach dem Saisonkalender nimmt in den letzten Jahren wieder an Beliebtheit zu. Früher waren wir begeistert davon, dass wir Erdbeeren und Tomaten (Paradeiser) das ganze Jahr über genießen können und im Winter unsere Weintrauben aus Südafrika einfliegen. Es galt als Luxus und etwas, das wir uns als Privilegierte leisten können.
Das aktuelle Weltgeschehen und die Klimasituation lassen uns hingegen umdenken. Dürfen wir uns diesen Luxus überhaupt noch leisten oder läuft er auf Kosten der Erhaltung unseres Planeten?
Die Empfehlung regional und saisonal zu essen, also auf das zurückzugreifen, was die Natur uns in unserer Region in der entsprechenden Jahreszeit bietet, gewinnt somit immer mehr an Bedeutung.
Regionale und saisonale Ernährung schützt das Klima?
Aktuell nimmt die Sensibilität unserer Gesellschaft für saisonale und regionale Lebensmittel wieder zu. Geschuldet ist dies nicht zuletzt den aktuellen Klimaereignissen. Obst und Gemüse aus Übersee, welches lange Flugreisen hinter sich hat, oder Lebensmittel, die in beheizten Gewächshäusern gedeihen, sind eine zusätzliche Belastung für unser Klima.
Lange Transportwege sorgen außerdem für einen höheren CO2-Ausstoß.
Regionaler Anbau: Immer nachhaltig?
Der Begriff regionaler Anbau ist für den Verbraucher leider nicht immer transparent.
Einerseits ist es für uns offensichtlich, dass Bananen, Avocados oder Kiwi keine regionalen Lebensmittel sind und sie daher langen Transportwegen unterliegen. Wie sieht es andererseits aber mit heimischen Lebensmitteln aus, die zwar regional angebaut werden, dennoch aber nicht notwendigerweise nachhaltig sind?
Regional als Begriff in der Landwirtschaft ist nicht genau definiert. Der Duden versteht darunter "eine bestimmte Region betreffend, zu ihr gehörend, auf sie beschränkt, für sie charakteristisch". (https://www.duden.de/rechtschreibung/regional, Zugriff 18.01.2024, 09:18)
Als Verbraucher:in stellen wir uns darunter ein Lebensmittel vor, das in der Region für die Region produziert wird. In der Realität sieht es aber so aus, dass das Gemüse aus dem regionalen oder lokalen Supermarkt auch aus einer Produktionsstätte 300km entfernt stammen kann.
Regional ist nicht saisonal
Regional bedeutet zwar, dass ein Lebensmittel in der Region (wie weit man diese auch definiert) angebaut wird, jedoch bedeutet es nicht automatisch, dass es auch saisonal ist. Beispielsweise kann es ebenso meinen, dass Paradeiser (Tomaten) regional im Winter im beheizten Gewächshaus auf Substrat und nicht in der Erde gezüchtet werden.
Regional kann also bedeuten, dass das Gemüse tatsächlich saisonal in der Erde gezüchtet wird, ebenso aber außerhalb der Saison im geschützten Folientunnel oder gar im beheizten Gewächshaus.
Der Nachhaltigkeit trägt Letzteres nicht notwendigerweise bei. Wer also im Januar Paradeiser (Tomaten) aus Österreich im Supermarkt findet, darf zurecht skeptisch sein...
Wesentlich ist es also, sich vor allem auf die Saisonalität der Lebensmittel zu konzentrieren. Hierzu kann ein monatlicher Saisonkalender hilfreich sein (mehr am Ende des Artikels).
Das tun saisonale heimische Lebensmittel für unsere Gesundheit
Saisonales und regionales Obst und Gemüse ist also nicht nur besser für den Planeten, es hat auch Vorteile für unsere Gesundheit:
Die Produkte sind frischer, da sie kürzeren Transportwegen unterliegen.
Sie obliegen heimischen Qualitätsstandards und weisen geringere oder keine Spuren von Pflanzenschutzmitteln auf.
Saisonales Obst & Gemüse kann reif geerntet werden und steckt somit voller hochwertiger Nährstoffe.
Aufgrund des Ausreifungsgrades schmeckt es viel besser!
Der Genuss befriedigt unsere Geschmacksnerven.
Hast du jemals Erdbeeren frisch vom Feld gepflückt, sie direkt in den Mund gesteckt und geschmeckt, wie unglaublich aromatisch und süß sie sind? Dieser Genuss ist nicht vergleichbar mit dem, was wir über lange Transportwege im Winter im Supermarkt finden.
Die Nährstoffdichte regionaler und saisonaler Lebensmittel und der tolle Geschmack befriedigen einerseits das Bedürfnis unseres Körpers an Nährstoffen, andererseits wird auch unser Wunsch nach intensivem Geschmack und Genuss befriedigt.
Beide Faktoren können dafür sorgen, dass unsere Mahlzeiten uns satter und glücklicher machen und somit Heißhunger vorgebeugt werden kann.
Regionale und saisonale Ernährung als Unterstützung für die heimische Landwirtschaft
Wer regional und saisonal einkauft, sei dies nun direkt im lokalen Vertrieb oder auf Wochenmärkten, unterstützt lokale Anbieter und die heimische Produktion. Dies fördert nicht nur den Vertrieb heimischer Produkte, sondern fördert auch die regionale Landwirtschaft.
Vielleicht hast du schon einmal von einem "Gemüseabo" oder dem "Biokistl" gelesen? Dieses wird oft von heimischen Betrieben angeboten, um die Verbraucher:innen in der Umgebung mit frischem saisonalen Obst und Gemüse zu versorgen.
Ein Beispiel eines innovativen Konzept des regionalen und saisonalen Anbaus ist die "Marktgärtnerei", die ich näher vorstellen möchte.
Das Prinzip der Marktgärtnerei als lokaler Vertrieb mit überwiegender Handarbeit
Der Begriff "Marktgärtnerei" ist an sich sehr weitläufig, eine ganz genaue Definition gibt es nicht. Es gibt Betriebe von 1500m² bis zu mehreren Hektar, mit mehr oder weniger Anteil an Handarbeit. Was sie alle gemein haben ist die vorwiegende Handarbeit und der lokale Vertrieb, eben der Vertrieb "am Markt" oder in Form von Gemüseabos.
Die limitierte Größe ermöglicht es, viel mehr Überblick über das Gemüse zu haben, auf Pestizide und schwere Geräte zu verzichten und somit den Boden schonen zu können.
Außerdem wird mit Kompost anstatt mit mineralischem Dünger angereichert und so ein Humusaufbau ermöglicht.
Mehr "Kreislaufwirtschaft" anstatt Raubbau.
Alle Martgärtnereien arbeiten saisonal, manchen von ihnen auch ganzjährig, diese bieten z.B. auch Wintergemüse an.
All das macht das Prinzip der Marktgärtnerei dem Gemüse "aus dem eigenen Garten" sehr ähnlich. Alle Marktgärtnereien zeichnet außerdem die Vielfalt aus. Es gibt keine Monokultur. Dadurch ist eine stetige Fruchtfolge möglich, es gibt weniger Krankheiten, welche die Pflanzen gefährden können und der Boden bleibt dabei gesund.
Dies sind wesentliche Aspekte der regenerativen Landschaft.
Barbara Posch, Betreiberin der Marktgärtnerei "Wurzel aus zwei" in Perchtoldsdorf bei Wien, ergänzt außerdem:
„Kaum ein Gemüse schmeckt besser als das Gemüse aus dem eigenen Garten."
Barbara ist ursprünglich eine Kollegin aus der Ernährungswissenschaft und Diätologie, welche schon lange umweltbewusst lebt und als Quereinsteigerin zur Arbeit in der Landwirtschaft gekommen ist.
"Nach meiner Karenz habe ich nach einer Arbeit gesucht, die Landwirtschaft im kleinen Stil mit regionalem Vertrieb ermöglicht. Das Konzept der Marktgärtnerei hat genau das für mich möglich gemacht."
Warum sind Obst und Gemüse aus regionalem und saisonalem Anbau im Vorteil?
"Die Gründe sind mannigfaltig: Es wächst nur dann, wenn es die Jahreszeit zulässt. Es darf im Boden wachsen und in keinem Substrat. Es wird geerntet, wenn es reif ist, denn es muss keine Transportwege aushalten. Und es landet in der Regel wenige Momente später auf dem Teller, oder direkt im Mund. All das ermöglicht es uns, aus dem ganzen Repertoire an Vitaminen und Nährstoffen zu schöpfen, mit einem Maximum an Geschmack."
Nicht jeder hat das Glück, einen eigenen Garten zu besitzen oder die Ressource, diesen zu bewirtschaften.
Zum Glück aber gibt es immer mehr Betriebe, die dem Prinzip des kleinstrukturierten Gemüseanbaus und des regionalen Vertriebs folgen.
Einer dieser Betriebe ist die "Marktgärtnerei Wurzel aus zwei" in Perchtoldsdorf (NÖ):
Auf knapp 3000m² wächst dort „quer durch den Gemüsegarten“, was die Saison gerade hergibt. Gearbeitet wird mit der Hand, der Boden wird mit Kompost und Mulch versorgt, Spritzmittel gibt es nicht, dafür darf eine Vielfalt an Blumen blühen. Vermarktet wird das Gemüse direkt im Ort und der umliegenden Region, und zwar von den beiden Betreiberinnen Barbara und Eva selbst.
Nicht nur dem eigenen Körper tut das Gemüse aus lokalem Anbau gut. Neben einer besseren Umweltverträglichkeit durch ein Minimum an CO2-Ausstoß, sowohl bei der Produktion selbst als auch beim Transport, trägt ein regionaler Vertrieb zur Lebensmittelsicherheit der Region bei.
Frisches Gemüse braucht weder Kühlketten noch Lagerplatz. Es braucht lediglich die Menschen, die sich an seinem vollen Geschmack erfreuen.
Barbara (re.) und Eva (li.), die beiden Betreiberinnen der "Martgärtnerei Wurzel aus zwei", wissen ob der Qualität ihrer Produkte.
Sie haben sich 2020 durch ihre gemeinsame Arbeit in einer anderen Marktgärtnerei kennengelernt und waren von dem Konzept so überzeugt, dass sie beschlossen haben selbst eine zu eröffnen. Sie wissen, welche Vorteile in regionalen und saisonalen Lebensmitteln stecken und kümmern sich mit großer Passion und viel Liebe um ihre Pflanzen.
Die neue Website der "Marktgärtnerei Wurzel aus zwei" soll Anfang Februar online gehen:
Verkaufszeiten sind (ab April) immer Dienstags von 15 bis 19 Uhr für den Verkauf ab Feld
Adresse:
Herzogbergstrasse 230 (hinter der Montessorischule)
2380 Perchtoldsdorf (NÖ)
Kontakt: 0660/3541418 (Barbara) oder 0664/3632991 (Eva)
Wenn einem bei diesem Anblick nicht das Wasser im Mund zusammenläuft!
Regionaler und saisonaler Saisonkalender
Damit du immer gut informiert bleibst, welche Obst und Gemüsesorten im jeweilige Monat verfügbar sind, wird es zukünftig monatlich auf meinem Blog die passenden Artikel mit entsprechendem Saisonkalender geben. So kannst du direkt nachlesen, auf welche Sorten du dich im jeweiligen Monat freuen kannst!
Ein passendes pdf zum Abspeichern und Ausdrucken wird auch dabei sein!
Weißt du, woher dein Gemüse stammt? Es lohnt sich in jedem Fall, hier etwas über den Tellerrand zu blicken!
Alles Liebe,
Conny
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